Zum zweiten Mal in meinem Leben breche ich auf, um in der
Ferne zu leben. Wieder ist die Wahl durch einige, rückblickend doch sehr
erstaunliche und sonderbare Zufälle auf Asien gefallen.
Während ich das letzte Mal im Südosten dieses riesigen Kontinentes
gelandet bin, wohne ich diesmal am aller westlichste Ende. Mit Blick auf den Bosporus befinde ich mich
auf der Schwelle zwischen "Orient und Okzident" - in Istanbul.
Aus irgendwelchen Gründen lande ich immer in Städten von
denen absolut niemand weiß wie viele Einwohner sie haben. Da schwanken die
Zahlen schon mal im Größenwert von 2*Berlin: Zwischen 12 und 20 Millionen. Wow!
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photo by Valerie Guhra |
Weitere Fakten zu diesem gigantischen
Menschenauflauf sind: Istanbul ist nicht die Hauptstadt der Türkei. Istanbul
ist die einzige Metropole der Welt die auf zwei Kontinenten liegt. Istanbul ist
das frühere Konstantinopel. Konstantinopel war das frühere Byzanz. Die Türkei,
wie wir sie heute kennen existiert noch nicht einmal 100 Jahre. Youtube ist wieder
entsperrt.
(Twitter interessiert mich
nicht)
Heute genau vor einem Monat bin ich angekommen. Und damit mein ich nicht nur körperlich
angekommen, sondern ich habe tatsächlich das Gefühl ich bin an einem Ort zu sein, an
den ich jetzt im Moment sein will. Obwohl ich dieses Gefühl bis dato noch nicht
wirklich beschreiben kann, oder besser begründen. Vieles ist komplett neu,
ungewohnt und sehr verwirrend, denoch überfordert mich diese Stadt und
die fremde Mentalität nicht. Es kann hier noch so chaotisch und verplant zugehen, am
Ende vom Tag schmeckt der sogenannte „Kulturschock“ für mich, nur wie eine
abgespeckte, entzuckerte light Version von Manila. Allerdings hat Istanbul den
riesen großen Vorteil, dass die Stadt nicht nur sehr schön und vielfältige ist,
sondern sich auch jede Menge Geschichte in ihr verbringt. Wie ein kleines Kind
kann man hier losziehen auf Entdeckungsreise gehen um sämtliche Facetten zu
erkunden. Und nicht selten findet man sogar einen kleinen Schatz.
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photo by Valerie Guhra |
Nach 4 Woche kann ich nun sagen, dass die Stadt
einen unglaublichen Sog auf alles und jeden ausübt. Man wird sofort
hineingezogen und ehe man sich versieht ist man bereits ein kleiner Teil einer riesigen Maschinerie geworden . Verlässt man nur einmal das Haus wird einfach von der Stadt getragen und gleitet fast schwerelos durch die
Gegend. Dabei fällt es überhaupt nicht auf, dass man doch eigentlich ein
Fremdkörper in diesem Organismus sein sollte. Unentwegt trifft man Leute, die
man sofort wieder aus den Augen verliert nur um Sie vollkommen zufällig
irgendwo anders wieder zu treffen. Man geht aus dem Haus nur um eine
Kleinigkeit zu erledigen und von A gelangt man zu B was natürlich automatisch C
zu Folge hat und schon ist man mittendrin. Am besten sollte man wenn man aus
dem Haus geht auf ALLES vorbereitet sein und sowohl seine Regenjacke, Buch,
Sonnenbrille, Mütze, Zelt, Zahnbürste und Badehose im Gepäck haben, denn man weiß nie wo man am Ende des
Tages landen wird.
So haben mich meine Wege bereits in wunderschöne Moscheen
geführt in denen es wegen der Barfuß-Vorschrift und dem heißen Wetter jedes Mal
nach Schweißfuß stinkt. Ich habe auf Dachterrassen gesessen und Tee getrunken, Tavla (dt.
Backgammon) gespielt und Wasserpfeife geraucht und auf ein niemals endentes Istanbul
hinuntergeblickt. Nachts in Bars hoch oben über den Dächern ein Bier getrunken.
Habe die Isteklal Nachts in ihrer ganzen Ekstase und Wahnsinn durchquert bin in
konservativen Vierteln mit vielen Arabern gelandet, habe dort die unglaublich
leckere Syrische Küche gekostet in einem Restaurant in dem es nur ein Klo für
Männer gab. Bin ans Schwarze Meer gefahren und habe dort in dreckigem Wasser
gebadet während neben mir Wellen ans felsige Ufer schlugen an dem alte
vermüllte Häuserruinen an besser Zeiten in diesem kleinen Fischerdorf erinnern ließen.
Habe die Türkei bereits viermal vertikal durchquert. Zweimal mit dem Nachtbus,
einmal mit dem Flugzeug und einmal mit dem Auto. Von Istanbul nach Fethiye, dort am Strand
entspannt. Bin aus 1700m von einem Berg
gesprungen und habe via Paragliding das
Meer, und den von knorrigen Bergketten umzingelten Strand bewundern dürfen. Habe zu traditionller türkischer Musik getanzt, kläglich versagt, außer Atem und mit einem Lächeln im Gesicht. Dann
zurück nach Istanbul um nur um eine Woche später nach Antalya zu fliegen. Habe
dort an einem wunderschönen Jonglier-Festival teilgenommen, wo abgefahrene
Leute verrückte Sachen mit verrückten Sachen machten. Dann zurück nach Istanbul.
Habe versucht sowohl Nachts als auch Tagsüber aus Europa zu meiner Wohnung nach
Asien zu finden, musste mich mit mürrischen Taxifahren und aggressiven
Minibusfahrern herumschlagen. Habe am Bosporus gesessen und der Sonne langsam
beim Untergehen zugeschaut, frische Luft geatmet und dabei vollkommen vergessen
wie hektisch das Treiben in den kleinen engen Gassen zwischen den erdrückten
Hochhäusern ist. Habe meine Lungen gefüllt um beim nächsten Abendteuer im Großstadtdschungel
nicht außer Atem zu kommen.
Nun sitze ich hier und bin gespannt was die nächsten 4 Wochen für mich bereit halten. Vermutlich weniger Urlaub und dafür mehr Studium. Die Frage bleibt ob die Chemie im Klassenzimmer genauso spannend und abwechslungreich ist wie das Leben draußen auf der Straße :D
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photo by Valerie Guhra |
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Source: https://www.facebook.com/turkishjugglingconvention?fref=ts |
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